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Neue Kompetenzen in der Arbeitswelt 4.0
Die zunehmende Digitalisierung in der Arbeitswelt bringt zahlreiche neue fachliche Anforderungen mit sich. Doch welchen Einfluss hat der digitale Wandel auf die sogenannten Soft Skills?

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Bereit für Agil 4.0
Das agile Management ist ein neues Werkzeug, das eine vollkommen neuartige Arbeitswelt erschafft. Doch was verbirgt sich alles hinter dem Begriff?


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Der Einfluss von Industrie 4.0 auf das Arbeitsleben
"Industrie 4.0“ ist eines der Schlagworte der letzten Jahre. Überall wird es verwendet, meist im Zusammenhang mit Digitalisierung, daneben scheint heute alles „cyber“ zu sein. Doch was ist überhaupt unter „Industrie 4.0“ zu verstehen?

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Der Einfluss von Industrie 4.0 auf das Arbeitsleben

Digitalisierung ist ein komplexes Thema, das zwar allerorten anzutreffen, gleichzeitig aber nur schwer zu fassen ist.

Kaum etwas hat die Art und Weise, in der wir heute arbeiten und leben, mehr verändert als der Siegeszug der digitalen Medien. Aus der privaten Kommunikation sind sie spätestens seit WhatsApp nicht mehr wegzudenken, doch auch für die Wirtschaft spielen sie eine immer wesentlichere Rolle. Von der sprunghaften Verbreitung von Mobiltelefonen in den 1990er Jahren, über die Einführung von Breitbandnetzstrukturen wie DSL bis zu heutigen Szenarien und Geräten, die sich der „augmented reality“ bedienen, ist eins klarer als je zuvor: einen Weg zurück gibt es nicht. Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, ihre über Jahrzehnte gewachsenen analogen Strukturen und Prozesse an die Erfordernisse des Digitalzeitalters anzupassen. Dabei ist es nicht damit getan, Rechner in Büros zu stellen oder Mobilgeräte an Mitarbeiter auszugeben. Vielmehr müssen Prozesse neu gedacht, alte Denkweisen über Bord geworfen und Mitarbeiter stetig weiterqualifiziert werden. „Industrie4.0“ ist eines der Schlagworte der letzten Jahre. Überall wird es verwendet, meist im Zusammenhang mit Digitalisierung, daneben scheint heute alles „cyber“ zu sein. Oftmals bleibt jedoch hinter all diesen blumigen Umschreibungen unklar, was eigentlich dahinter steckt. Was ist unter „Industrie4.0“ zu verstehen? Um dies erfassen zu können, muss zunächst klar sein, was mit „Digitalisierung“ überhaupt gemeint ist. Häufig wird Digitalisierung als dramatische Umwälzung gesehen, die quasi über Nacht und aus dem Nichts über die deutsche Wirtschaft gekommen ist.

Dies ist mitnichten der Fall, denn:
  • nicht erst seitdem Tim Berners-Lee Anfang der 1990er Jahre das moderne Internet erfunden hat,
  • nicht erst seit es möglich ist, miteinander komfortabel und kostengünstig mittels digitaler Kanäle zu kommunizieren und
  • nicht erst seit soziale Netzwerke sich weltweit verbreitet haben, ist Digitalisierung ein Thema.

Die Auswirkungen der Digitalisierung

Robotertechnik, Computer, usw.: All dies gibt es seit Jahrzehnten, doch in vielen Bereichen der Wirtschaft haben sich diese Trends nur langsam durchgesetzt. Von Digitalisierung reden und dennoch nur Bewerbungen per Post akzeptieren? Dies war in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich. Um die Vorteile der Digitalisierung nutzen zu können, muss man sie zunächst als das begreifen, was sie wirklich ist: Die aktuelle Stufe einer langen Entwicklung. Sie ist vielmehr Evolution als Revolution. Dass sie wie Letztere empfunden wird, liegt oftmals daran, dass in den vorangegangenen Jahren nicht über den eigenen analogen Tellerrand geschaut wurde. Daran allein der Wirtschaft die Schuld zu geben, greift indes zu kurz. Politische Versäumnisse beim Breitbandausbau und geringe Medienkompetenz vonseiten der politischen Entscheider tragen ebenso Mitschuld daran. „Industrie4.0“ setzt eine effiziente Digitalisierung voraus. Nur wenn in allen relevanten Bereichen (Kommunikation, Vertrieb, Datenanalyse, Vernetzung, usw.) die digitale Datenverarbeitung sinnvoll eingesetzt wird, kann daraus das entstehen, was wir heute „Industrie 4.0“ nennen: Eine vernetzte, intelligente, synergetische Art und Weise, Produkte herzustellen, Produktionsmittel zu teilen, Informationen weiterzugeben, Daten auszuwerten und zukunftsfähig zu wirtschaften. Briefe mögen über Jahrhunderte hinweg das dominante Kommunikationsmittel gewesen sein und erfüllen sicher auch noch heute ihren Zweck; sie sind aber gleichzeitig, was die Informationsübertragung angeht, langsam, kosten verhältnismäßig viel und sind als Datenträger vollständig analog. Einen Kunden heute mehrere Tage auf Antwort warten zu lassen, nachdem dieser eine Frage zu einem Produkt gestellt hat, ist nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr wird erwartet, dass Anfragen, Beschwerden, Änderungswünsche und alle anderen Arten der Kommunikation binnen Minuten erledigt werden. Die Deutsche Bahn beispielsweise bietet Kundendienst auf dem Kurznachrichtendienst Twitter an (www.twitter.com/db_bahn) und schafft es dort in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle, auf Kundenanfragen binnen von 15 Minuten zu antworten. Dies setzt nicht nur eine gut geplante technische Infrastruktur, sondern speziell geschultes Personal voraus, das sich nicht nur mit den technischen Gegebenheiten auskennt, sondern auch fachlich hervorragend ausgebildet ist. Unternehmen müssen grundlegend ihre traditionellen Geschäftsmodelle überdenken. Im gleichen Maße, wie der Printsektor (besonders Zeitungen und Zeitschriften) seit Jahren große Umsatzeinbußen hinnehmen muss, entstehen andererseits Geschäftsmodelle wie Streaminganbieter, Software-as-a-Service oder Free2Play, die als rein digitale Modelle angesehen werden können.


Wer ist betroffen?

Alle Bereiche der Wirtschaft sind gleichermaßen davon betroffen, ob Bekleidungs- oder Lebensmittelbranche, ob Finanzdienstleistung oder Taxidienste, sie alle müssen traditionelle Wege verlassen, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Klagen über die Dominanz von Anbietern wie Amazon sind nachvollziehbar, doch zeugen sie davon, dass in weiten Teilen der deutschen Wirtschaft mehr ein Ignorieren internationaler Entwicklungen an der Tagesordnung war als das innovative Denken. Die Zeiträume, in denen technologische Neuerungen auf den Markt drängen und veraltete Modelle verdrängen, werden immer kürzer. Als Apple 2007 mit dem iPhone den Mobiltelefonmarkt revolutionierte, glaubten weder Nokia noch Microsoft daran, dass das iPhone ein erfolgreiches Produkt werden könnte. Nur zehn Jahre später sind Smartphones das Kommunikationsmittel weltweit geworden, haben unzählige Varianten hervorgebracht und Geschäftsmodelle ermöglicht, die vor wenigen Jahrzehnten noch völlig unvorstellbar waren. Neben der technischen Infrastruktur, die auf einem aktuellen Stand sein muss, stellt die „Industrie 4.0“ natürlich auch völlig andere Anforderungen an Mitarbeiter als dies bisher der Fall war. Nicht nur müssen heute technologische Grundlagen zur Basisbildung gehören, vielmehr sind Spezialisierungen vonnöten. Ob Datenschutz oder Schnittstellentechnik, ob Steuerung von Drohnen oder Programmierung von AR-Anwendungen („augmented reality“ = erweiterte Realität), kaum ein Unternehmen wird langfristig ohne Kompetenzen in diesen Bereichen auskommen. IKEA beispielsweise erlaubt es Kunden schon seit einer Weile, das neue Wohnzimmer mittels VR-Technik virtuell einzurichten, Spiele wie „Pokémon Go“ haben vorgemacht, welches Potential in AR stecken kann. Diese Technologien auch heute noch als Zukunftsmusik oder Spinnerei abzutun, wird sich als fataler Fehler erweisen. Kommunikation erfolgt heute digital. Was früher Briefe und Telefonate waren, wird heute weitgehend mit Messengern oder Videokonferenzen erledigt, die Reaktionszeiten sind heute sehr viel kürzer als noch vor wenigen Jahren. Ein sicherer Umgang mit digitaler Technik (besonders im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit) gehört heute zur Grundlage vieler Arbeitsfelder. Das Erfassen und Verarbeiten digitaler Informationen, Kenntnis rund um Dateiformate, Schnittstellen und Hardware, das Erkennen von technischen Problemen und Bedrohungen, all dies und mehr muss heute bereits in der Grundschule, spätestens jedoch in der Ausbildung vermittelt werden.


Ihr Autor
Sascha Dinse ist Soziologe mit Schwerpunkt Online-Medien, führt Fortbildungen für Pädagogen durch, unterrichtet im Bereich der Erwachsenenbildung bei Hochschulen und Bildungsträgern und berät Unternehmen hinsichtlich Marketingstrategien sowie Social Media.
Die Reihe „Industrie 4.0“
Die Reihe „Industrie 4.0“ hat sich daher zum Ziel gesetzt, einen weiten Bogen über alle relevanten Bereiche zu schlagen und diese anschaulich und aktuell vorzustellen. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis wird, beginnend mit den Grundlagen zu den jeweiligen Themenbereichen, Wissen vermittelt, das Verständnis für Funktionsweisen und Zusammenhänge schafft. Es geht dabei vor allem um Bewusstsein für die Notwendigkeit, sich mit modernen Kommunikations- und Produktionsmitteln auseinanderzusetzen.
Dazu greift die Reihe systematisch und allgemeinverständlich grundlegende Aspekte der behandelten Themen auf. Praxisbezogene Beispiele und erklärende Illustrationen erleichtern den Zugang zu den einzelnen Themen. So schult jeder Band das Bewusstsein der Lernenden für die vielfältigen Erfordernisse und Risiken neuer Arbeitsweisen und steigender Datenmengen. Zum Schuljahresbeginn 2018/2019 präsentieren wir Ihnen nun die ersten drei Bände der Reihe zu den Themen „Digitalisierung der Arbeit“, „Informations- und Datensicherheit“ und „IT-Vernetzung“. Als einführende Lektüre eignen sich die Bände auch für Berufspraktiker, Ausbildungsverantwortliche und alle anderen Interessierten. In Zukunft wird die Reihe kontinuierlich um weitere Themenbände ergänzt.

Erfahren Sie mehr über die Reihe.

Bereit für Agil 4.0

Entwicklungszyklen werden nicht nur immer schneller, sondern auch immer komplexer. Viele Spezialisten müssen in kurzer Zeit unzählige Schnittstellen bedienen, um an ein Ziel zu gelangen.

Dabei geraten klassische Arbeitsund Managementmethoden an ihre Grenzen und hohe Kosten für Nacharbeiten sowie Vertragsstrafen können die Folge sein. Ein neues Werkzeug ist das agile Management, das eine vollkommen neuartige Arbeitswelt erschafft. Dieses muss, wie jedes andere Handwerk, erst erlernt werden.


Wie wirkt Agil?

 Agiles Arbeiten fokussiert sich auf die eigentliche Tätigkeit des Einzelnen und verhindert alles Überflüssige. Zusätzlich wird das Handeln ständig auf das Ziel und die Interessen der Stakeholder ausgerichtet (Personen und Institutionen, die ein Interesse an den Arbeiten und am Ergebnis haben). Die gewonnene Zeit und Energie können so in die Lösung einer Herausforderung gesteckt werden.


Wann wirkt Agil?

Viele Managementmethoden und Werkzeuge werden als Allheilmittel gepriesen. Auch Agilität ist nicht die Antwort auf alles, doch in vielen Bereichen können mit agilen Methoden erhebliche Verbesserungen erzielt werden. Am besten wirken agile Methoden in einer sich schnell verändernden Umwelt mit teilweise noch unklaren Zielvorstellungen. Sie sind also perfekt für die heutigen Herausforderungen geeignet.


Wo wirkt Agil?

Zwei Komponenten sind für die Wirksamkeit einer agilen Umgebung entscheidend. Zum Ersten müssen die Beteiligten offen für die Neuerungen sein und zum Zweiten muss das Unternehmen agile Strukturen bieten und beibehalten. Einigen fällt dies leicht, anderen nicht. Als beispielhaft für eine gelungene Umsetzung agiler Methoden gilt das Unternehmen Spotify, das fast ausschließlich agil arbeitet. Selbst wenn man keine hundert Prozent der Umsetzung erreicht, kann vielleicht die eine oder andere Stellschraube mehr Halt in der Welt der neuen Herausforderungen geben.


Alles Magie?

Die einzelnen Komponenten der Agilität erscheinen häufig als zu vertraut und einfach, um wirksam sein zu können. Dies ist ein Trugschluss. Wirksame Methoden sind fast immer einfach und fast jeder kennt sie, nur wurden sie bisher nicht konsequent eingesetzt. Das Schreiben eines Artikels geht zum Beispiel deutlich einfacher von der Hand, wenn man das Mobiltelefon lautlos stellt. Solche einfachen Regeln werden während der Arbeit häufig nicht befolgt und somit erreicht kein Mitarbeiter seine produktive Höchstform. Agiles Management befolgt nur einfache, aber wirksame Regeln, die die Effizienz und die Effektivität aller Beteiligten optimieren.


Die Spieler

In einem agilen Team gibt es nur drei Rollen. Der Coach hilft und berät das Team in der Befolgung agiler Arbeitsweisen und unterstützt, wenn sich Hindernisse in den Weg stellen. Der Produktverantwortliche kennt seine Nutzer und die übrigen Stakeholder. Er sammelt die Erwartungen an ein Pro dukt, gewichtet diese und kommuniziert sie an die Entwickler. Die bis zu neun Entwickler des Teams wiederum arbeiten an einer Lösung und deren Umsetzung. Ein agiles Team ist mit bis zu elf Teammitgliedern schlank und somit in der Lage, sich schnell auf Veränderungen einzustellen. Arbeitsabläufe Obwohl die Umgebung und die Gewerke eine erhebliche Komplexität aufweisen können, sind die Arbeitsabläufe agiler Teams bewusst einfach gehalten. Dies verhindert zusätzliche Komplikationen und erleichtert die Fokussierung auf die eigentliche Arbeit. Kurze Arbeitsschritte von bis zu einem Monat helfen bei der Fokussierung und stellen eine stete Überprüfung der Ziele und des Erreichten sicher. Definierte und strukturierte Meetings sichern eine zielführende Nutzung der verfügbaren Ressourcen. Vielfältige weitere Werkzeuge, wie zum Beispiel Kanban (eine Methode zur Produktionsprozesssteuerung), ergänzendas agile System und bieten neuartige Möglichkeiten der Arbeit.


Skalierung

Agile Methoden können für ein kleines Team bis hin zu einem ganzen Unternehmen frei skaliert und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden. Ebenso können sie mit klassischem Projektmanagement kombiniert und gewinnbringend in Linientätigkeiten integriert werden.


Status Quo

Agiles Management steht nie still und entwickelt sich rasant weiter. Ein integrierter, kontinuierlicher Verbesserungsprozess hilft, stets auf der Höhe der Zeit zu sein. Die Notwendigkeiten von Managern, Mitarbeitern, Kunden und Organisationen schieben die Entwicklung weiter an, sodass die Entwicklung der agilen Arbeitsmethoden noch nicht abgeschlossen ist.


Zertifizierungen nach Scrum, PMI Agile

oder PRINCE2 Agile bieten für agile Teams ausgereifte und anerkannte Konzepte. SAFe (Scaled Agile Framework), LeSS (Large Scale Scrum) oder das erwähnte Spotify-Modell bieten Ansätze der Skalierung. Gerade im Feld der verteilten Teams und in der Einarbeitung neuer Kollaborationsverfahren
gibt es dank der technischen Entwicklung noch immer neue Möglichkeiten.


Zukunftsaussichten

Mit der fortschreitenden Digitalisierung werden auch mehr und mehr Arbeitsbereiche im schnellen Schritt der Informationstechnologie voranschreiten. Um nicht abgehängt zu werden, sondern aktiv mit voranzuschreiten, wird sich die Aus- und Weiterbildung mit dem Thema künftig intensiver beschäftigen. Die Entwicklung in der Industrie 4.0 erfordert agiles Knowhow.


Ihr Autor
Dennis Kopp ist Experte für agiles Management und Projektmanagement. Als Freelancer arbeitet er aktiv als Berater, Trainer und Coach und gestaltet den Wandel der Industrie 4.0 mit.

http://denniskopp.de/
Agiles Arbeiten - Projektmanagement
"Agiles Arbeiten - Projektmanagement" führt in die Nutzung agiler Methoden und Werkzeuge ein. Leicht verständlich wird Lernenden der Einstieg in die Themen rund um das agile Arbeiten ermöglicht.

Aufgrund der teils an Beispielen verdeutlichten Begriffserklärungen und einem Glossar eignet sich der Band auch hervorragend als Nachschlagewerk außerhalb des schulischen Gebrauchs.

"Agiles Arbeiten - Projektmanagement" erscheint im handlichen DIN A5 Format.

Aus dem Inhalt:
  • Agile Methoden: Das Agile Manifest, Scrum, weitere agile Methoden
  • Agile Hilfsmittel: User Story, allgemeine Werkzeuge, Kanban, Software-Tools, Interaktion und Kultur
  • Scaled Agile: Scrum of Scrums, Hybrides Projektmanagement, Agil im großen Stil, das agile Unternehmen: Beispiel Spotify

Neue Kompetenzen in der Arbeitswelt 4.0

Digitalisierung, Arbeitswelt 4.0 und Industrie 4.0 – Diese Begriffe sind aus Zeitungen, Online Magazinen und Neuerscheinungen bei Büchern nicht mehr wegzudenken. Es entsteht der Eindruck, dass diese Begriffe nur Marketingbegriffe oder gar „alter Wein in neuen Schläuchen“ sind.

Bei genauerer Betrachtung der Begriffe wird jedoch offensichtlich: Unsere Gesellschaft befindet sich mitten in einer industriellen Revolution.

Der Begriff Arbeitswelt 4.0 leitet sich von Industrie 4.0 ab. Die Nummer 4.0 ist bekannt aus der IT und bezeichnet eine Versionsnummer, wie sie auch bei Software Updates verwendet wird (z.B. bei Betriebssystemen, Programmen, Spielen). Da Industrie 4.0 viel Digitales umfasst, wurde in dieser Anlehnung die Versionsnummer gewählt.

Mit Industrie 4.0 ist somit die vierte industrielle Revolution gemeint, die gerade aktuell ist. Dabei ist auch von einer digitalen Revolution die Rede.

Digitalisierung, Globalisierung, Demografie und Fachkräfteangebot sowie kultureller Wandel sind Einflüsse, die Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben. Dadurch verändert sich die Art zu arbeiten, Inhalte von Berufen und damit auch Rahmenlehrpläne von Ausbildungsberufen insbesondere im Bereich Metall, Elektro und IT. Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ werden Inhalte ergänzt und Zusatzqualifikationen angeboten. Hierbei geht es vor allem um überfachliche Kompetenzen, die für die Zukunft wichtig sind.

Neue Kompetenzen in der Zukunft?!
Offensichtlich ist, eine Veränderung des Arbeitens bedeutet auch Veränderungen für den einzelnen Mitarbeiter. Roboter und Maschinen werden einige Aufgaben übernehmen oder sogar ganze Berufe ersetzen.

Was muss dann ein Mitarbeiter noch können? Neben spezifischen, fachlichen Kompetenzen je nach Berufsfeld treten vor allem überfachliche Kompetenzen in den Mittelpunkt. Einige von ihnen sind bereits bekannt, bekommen jedoch im Kontext der Arbeitswelt 4.0 eine neue Bedeutung bzw. größere Gewichtung.
Viele Kompetenzbereiche, die als Garant für beruflichen Erfolg aufgeführt wurden, haben sich verändert und weitere Aspekte sind essentiell geworden, um in der Arbeitswelt zufrieden und erfolgreich zu sein. Beispielsweise wurden Facharbeiter noch vor einigen Jahren wegen ihrer sehr guten fachlichen Leistung im Kundenkontakt eingesetzt oder zur Führungskraft befördert. Heute wird immer häufiger danach ausgewählt, wie stark z.B. ihre Selbstreflexion, Konfliktfähigkeit und Empathie ausgeprägt ist.

Das „Institute for the Future“ hat Fähigkeiten für die Arbeit aus ihren Studien abgeleitet. Dabei liegt diese Zukunft nicht in weiter Ferne, sondern bezieht sich bereits auf das Jahr 2020. Somit sind diese Fähigkeiten bereits jetzt erforderlich.

Zusammengefasst und ins Deutsche übersetzt sind folgende überfachliche Kompetenzen zu nennen:
  • Problemlösekompetenz – Computational Thinking – informatisches Denken
  • Veränderungs und Lernkompetenz
  • Zusammenarbeit mit Kunden und Kollegen
  • Interkulturelle und generationsübergreifende Kommunikation
  • Digitale- und Medienkompetenzen

Alle „Zukunftskompetenzen“ bedürfen: Lebenslanges Lernen. Kreativität, Interpretation von Informationen, soziale und emotionale Kompetenzen sowie fachliche IT Fähigkeiten wie auch digitale Fähigkeiten nehmen an Bedeutung zu.

Problemlösekompetenz
Neue komplexe Probleme, die aus den Veränderungen in der neuen Arbeitswelt und deren Einflüssen entstehen, können mit alten Methoden teilweise nicht mehr gelöst werden. Während in der Vergangenheit in vielen Berufen das Fachwissen für das Durchführen von einzelnen Arbeitsvorgängen ausreichte, bedarf es heute ein „Mitdenken“ aller Mitarbeiter. Routineaufgaben werden nun von Robotern und Maschinen übernommen, tiefergehende Denkleistungen zum Lösen von Problemen werden von Menschen durchgeführt.

Insbesondere gilt es zukünftig komplexe Probleme lösen zu können, die sich durch ihre Komplexität, Vernetztheit, Dynamik, Intransparenz und Polytelie (Vielzieligkeit) darstellen. Während einfache oder komplizierte Probleme durch eine strukturierte Vorgehensweise lösbar sind, gilt es nun immer mehr Zusammenhänge herzustellen, kreative Lösungen zu finden und dabei auch außerhalb des eigenen Fachbereichs nach Lösungen zu schauen. Kreativität und Zielorientierung sind gefordert.

Hier kommt auch Computational Thinking zum Tragen. Im Kern geht es darum zu verstehen, dass es aufeinanderfolgende und parallele Prozesse gibt. Diese müssen so aufbereitet werden, dass sie von Mensch und Maschine durchgeführt werden können.

Beispielsweise finden beim Kochen von „Spaghetti Bolognese“ meist parallele Prozesse statt. Während das Nudelwasser kocht, wird die Pfanne bereits erhitzt und eine Zwiebel für die Nudelsoße geschnitten. Hilfreich ist beispielsweise nicht die Nudeln zuerst zu kochen und im Anschluss mit der Soße zu beginnen.

Veränderungs- und Lernkompetenz
Die Einflüsse auf die Arbeitswelt 4.0 bieten eine Vielzahl von Veränderungen für Mitarbeiter, Gesellschaft und Unternehmen. Es liegt daher auf der Hand, dass Mitarbeiter mit Veränderungen umgehen können und sich ständig weiterentwickeln müssen.

Fakt ist, es können Voraussagen gemacht werden, wie sich Produkte, Unternehmen und Gesellschaften entwickeln, aber sicher sind sie nicht. Diese Voraussagen beruhen meist auf unseren bisherigen Erfahrungen und es wird angenommen, dass Entwicklungen linear verlaufen. Jedoch sind Entwicklungen wenig planbar und meist auch nicht auf eine Ursache zurückzuführen.

Disruption ist hier der Schlüsselbegriff unserer Zeit: Bestehendes wird durch eine Innovation abgelöst, sodass es nicht zur Weiterentwicklung, sondern zum Teil sogar zur kompletten Umänderung eines Modells oder Systems kommt. Sogar komplette Industrien werden „zerschlagen“ und auf den Kopf gestellt.
Beispiel: Videothek Noch vor wenigen Jahren wäre prognostiziert worden, dass dieser Boom weiter zunehmen wird und die Nachfrage steigt. Dass diese Industrie innerhalb kurzer Zeit aussterben würde, war undenkbar. Neue Streamingdienste ersparen jedoch den Gang zur Videothek. Netflix und Co. sind nun aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und DVD bzw. Videorekorder werden nicht mehr produziert – und das alles innerhalb einer Zeitspanne von wenigen Jahren. Ähnlich ergeht es dem Smartphone: Es ist aktuell aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, wird aber durch eine neue Technologie wie kleinere tragbare Geräte und Implantation ersetzt werden können.

Drei Faktoren sind laut van Aerssen und Buchholz (2015) wichtig für Innovationsfähigkeit: Veränderungsbereitschaft, Veränderungsmöglichkeit und Veränderungskompetenz. Veränderungskompetenz beinhaltet die hier genannten überfachlichen Kompetenzen, die für die Bewältigung und Problemlösung der Veränderungen notwendig sind. Zusätzlich gehören Anpassungsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit und Selbstmanagementfähigkeit dazu.

Für den wirksamen Umgang mit Veränderungen und auch die Weiterentwicklung aller anderen Kompetenzen ist die Lernkompetenz essentiell. Neben der Lernkompetenz geht es auch um die Strategie, wie ich die anderen genannten Kompetenzen erlernen kann.Insbesondere informelles Lernen und implizites Lernen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Diese haben den Vorteil, dass viel individueller gelernt werden kann, d.h. ich lerne ausgehend von meinem eigenen Niveau und muss mich nicht dem meiner Lerngruppe anpassen. Außerdem geht es ggf. schneller, z.B. muss kein Lehrpersonal ausgewählt, keine Lerneinheit konzipiert werden und die Terminabstimmung erübrigt sich. Möglicherweise ist dann das vermittelte Wissen sogar wieder veraltet. In Bezug auf die Arbeitswelt 4.0 ist ein schnelleres Lernen unabdingbar.

Zusammenarbeit mit Kunden und Kollegen
Im Hinblick auf die Zunahme von Automatisierung und der Übernahme von Aufgaben durch Roboter stellt sich die Frage, warum eine Interaktion mit anderen Personen jetzt und in Zukunft eine wichtige Kompetenz sein soll.

Zunehmend sind viele Menschen bei Kaufentscheidungen online gesättigt, Online Seminare werden aufgrund der mangelnden Personalisierung nicht beendet und der Frust beim Kunden steigt zunehmend bei mangelnder Serviceorientierung und dem unpersönlichen Lösen von Konflikten.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass es ohne persönliche Kommunikation und Interaktion nicht funktionieren wird. Je mehr verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten durch die digitalen Medien zur Verfügung stehen, desto mehr wird verlangt, digitale Botschaften zu verstehen. Viele Informationen, wie körpersprachliche Signale, Emotionen der Gesprächspartner, der Kontext des Gespräches, fehlen häufig bei digitaler Kommunikation. Es fällt daher schwerer, die Informationen des Gegenübers zu verstehen. Es kommt somit in Zukunft nicht nur darauf an Kunden, Kollegen, Mitarbeiter und Vorgesetzte über bisher bekannte Medien zu „verstehen“, sondern je nach Medium und Situation im virtuellen Raum zu unterscheiden, wie kommuniziert wird.

In Zukunft wird es immer mehr darum gehen, die Kooperations- und Kollaborationsfähigkeiten aus der 1:1 Kommunikation in virtuelle Teams übertragen zu können. Damit wird von jedem eine gute Kommunikationsfähigkeit sowie soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz mehr denn je gefordert werden. Im Hinblick auf die Arbeit zwischen Mensch und Maschine wird es eine neue wichtige Fähigkeit sein, auch mit der Maschine kooperieren und kollaborieren zu können.
Während sich die Interaktion mit der Maschine aktuell in den meisten Bereichen noch auf das Anweisen von Mensch zu Roboter beschränkt, werden Menschen zukünftig Anweisungen von der Maschine entgegennehmen und diese umsetzen. Unbewusst geschieht das bereits ohne Bedenken. Beispielsweise nehmen Autofahrer die Hinweise des Navigationssystems entgegen und vertrauen diesem eher als den eigenen Straßen und Ortskenntnissen.

Interkulturelle und generationsübergreifende Kommunikation
Globalisierung, stärkere Vernetzung und heterogene Teams haben nicht nur dazu geführt, dass eine gute Kommunikationsfähigkeit wichtig ist. Vielmehr gilt es nun die Besonderheiten von verschiedenen Kulturen zu verstehen, ein Feingefühl für das Gegenüber zu entwickeln und andere Vorstellung bzw. Werte zu akzeptieren.
Interkulturelle Kommunikation gewinnt in solchen Momenten an Bedeutung, in denen Personen aus unterschiedlichen Hintergründen und Kulturen aufeinandertreffen. Nicht selten kommt es zu Missverständnissen und Konflikten. Der Grund dafür sind unterschiedliche Wertesysteme, die das eigene Weltbild formen.

Dies liegt sowohl an den oben genannten Filtern, als auch an unterschiedlichen Wertesystemen. Werte sind Themen, die der jeweiligen Person besonders wichtig sind. Beispielsweise gehören Karriere, Familie, Treue, Freiheit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit dazu.

Über gemeinsame Werte entsteht ein Gefühl der Zugehörigkeit. Hier ist das Verständnis füreinander groß. Unterschiedliche Werte führen dementsprechend schneller zu Missverständnis und zu einem Gefühl der Unterschiedlichkeit.

Ambiguitätstoleranz nach Bolten ist einer der Schlüsselfaktoren bei der interkulturellen Kompetenz. Es bedeutet übersetzt „Unsicherheitstoleranz“. Mehrdeutigkeiten, Widersprüchlichkeiten und Unterschiede werden akzeptiert und toleriert, auch wenn diese aus der eigenen Perspektive und dem Wertesystem für schwer nachvollziehbar erachtet werden.

Ähnlich verhält es sich auch mit der generationsübergreifenden Kommunikation. Generationen unterscheiden sich maßgeblich durch unterschiedliche Wertesysteme. In der Arbeitswelt 4.0 sind das Aufweichen von Hierarchien und damit auch das Aufweichen von Generationen essentiell für den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens.

Digitale- und Medienkompetenzen
Die bekannten Kompetenzen wie Sozialkompetenz und Methodenkompetenz wurden bisher immer als Fähigkeiten verstanden, die neben den fachlichen Fähigkeiten essentiell für den Erfolg auf privater und auch beruflicher Ebene wichtig waren. Relativ neu ist nun der Bereich der Digitalkompetenz bzw. Medienkompetenz. Aus einer Studie von McKinsey geht hervor, dass besonders dieser neue Kompetenzbereich durch den Einsatz von Maschinen und Künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence) benötigt wird.

Digitale Kompetenz geht auf den Begriff der Medienkompetenz nach Baacke (1996) zurück. Unterschieden wurde hierbei unter Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung. Medienkompetenz wurde jedoch nur auf die Verwendung von Massenmedien wie Zeitungen, TV und Radio bezogen. Seitdem zusätzlich nun immer mehr interaktive, digitale Elemente wie Social Media hinzukommen wird Medienkompetenz nun mit Digitalkompetenz gleichgesetzt.
Digital kompetent sein bedeutet nach dem Projekt Zusatzqualifikationen für digitale Kompetenzen in der Aus und Weiterbildung:
  • Die Grundlagen der Digitalisierung zu verstehen
  • In der digitalen Arbeitswelt lernen und arbeiten zu können
  • Mit Hardware, Software sowie IKT Architektur (IKT Kompetenz = Zusatzqualifikation für digitale Kompetenzen in der Aus und Weiterbildung“ ist ein Projekt im Rahmen der Strategie „Arbeitswelt 4.0 made in Berlin“ des Berliner Senats) umgehen zu können
  • Ein Verständnis für Daten zu haben, insbesondere Datensicherheit, Datenschutz, Datenanalyse und -auswertung
  • Systeme und Prozesse innerhalb des Betriebes bzw. der Institution sowie auch außerhalb zu verstehen und kritisch zu hinterfragen

Wie digital kompetent jemand ist, wird nach drei Stufen bewertet (Europäische Kommission):
1. Elementare Verwendung: Grundkenntnisse
2. Selbstständige Verwendung: Anwendung im Praxisalltag
3. Kompetente Verwendung: Umsetzung und Wissensweitergabe an andere

Es geht somit zum einen um ein Verständnis von Begrifflichkeiten wie cyberphysische Systeme, künstliche Intelligenz und 3D Druck, aber zum anderen umso mehr um die Anwendung, auch über den eigenen Fachbereich hinaus. Beispielsweise bedeutet dies Programmieren zu können, Fake News zu erkennen und den Umgang mit Daten sicher zu vollziehen. Kompetenz wird in diesem Fall nicht vollends erreicht, sondern bedeutet, dass immer weiter gelernt werden muss.

Fazit
Erlernte Kompetenzen, Wissen und Fertigkeiten haben eine abnehmende Halbwertzeit, d.h. durch neue Technologien, Aufgaben und Anwendungsfelder verlieren sie ihre Bedeutung. Kompetenzen sind daher nicht als Ziel zu sehen, sondern sind dynamisch und müssen immer wieder erweitert werden. Lernen ist somit ein lebenslanger Prozess, der auch im Rentenalter nicht aufhört. Digitale Kompetenzen werden in Zukunft eine überfachliche Kompetenz für jedermann sein.

Ihre Autorin
Claudia Schmitz ist Diplom Pädagogin und Geschäftsführerin der Ausbildungsagentur Intercommotion. Gemeinsam mit ihrem Team unterstützt sie kleine Unternehmen bis Konzerne dabei ihre duale Berufsausbildung zu verbessern und auf neue Herausforderungen auszurichten. Dabei sieht sie sich als Vermittlerin zwischen den Generationen. In Ihrem Podcast „Ausbilder 4.0“ beschäftigt Sie sich mit der Arbeitswelt 4.0, Digitalisierung in der Berufsausbildung und allem, was Ausbilder aktuell und in Zukunft beschäftigt.
"Arbeitswelt 4.0 – Neue Kompetenzen" führt auf etwa 100 Seiten in das Thema der methodischen und sozialen Kompetenzen ein, die im Rahmen der sich durch Digitalisierung verändernden Arbeitswelt entstehen. Unter anderem beleuchtet das Themenheft die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, die Zusammenarbeit mit Kunden und Kollegen sowie die interkulturelle und generationsübergreifende Kommunikation. Weitere Bestandteile des Inhaltes sind Problemlösungskompetenz, Veränderungs- und Lernkompetenz sowie Digital- und Medienkompetenz.

Damit bildet "Neue Kompetenzen" Lerninhalte ab, die im Zuge von Teilnovellierungen auch Einzug in elf Lehrpläne aus dem Bereich der industriellen Metall- und Elektroberufe gehalten haben.

"Neue Kompetenzen" erscheint im handlichen DIN A5 Format.