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Fünf Fragen an die Herausgeberin und den Herausgeber von
Praxis Sprache 2025

Prof. Dr. Astrid Müller und Prof. Dr. Tilman von Brand sind die Herausgeber/-innen der
Neubearbeitung von Praxis Sprache 2025.

Prof. Dr. Astrid Müller 
ist seit 2006 Professorin für Erziehungswissenschaft unter besonderer
Berücksichtigung der Didaktik der deutschen Sprache und Literatur mit Fokus auf die Sekundarstufe I
und II an der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf der Leseförderung und
der Rechtschreibentwicklung in der Sekundarstufe I. Sie ist seit vielen Jahren Mitherausgeberin von
"Praxis Deutsch". Astrid Müller wurde im Jahr 2024 mit dem renommierten Erhard-Friedrich-Preis für
Deutschdidaktik ausgezeichnet.

Prof. Dr. Tilman von Brand ist seit 2013 Professor für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
am Institut für Germanistik an der Universität Rostock. In seiner Forschung beschäftigt er sich
insbesondere mit Individualisierung, Differenzierung und Inklusion im Deutschunterricht. Weitere
Schwerpunkte liegen unter anderem im Bereich der Literatur- und Mediendidaktik, der Lehr- und 
Lernmittel sowie des historisch-politischen Lernens. Tilman von Brand ist seit vielen Jahren
Mitherausgeber von "Praxis Deutsch". Als Autor zahlreicher deutschdidaktischer Fachpublikationen
prägt er die zeitgenössische Bildung von Lehrkräften nachhaltig.

Wir haben ihnen fünf Fragen gestellt:
Was war Ihre Motivation, das Projekt „Neubearbeitung von Praxis Sprache“ zu übernehmen?

Astrid Müller:
Praxis Sprache war für mich immer 
die Nummer eins der Schulbücher, die ich gern emp-
fohlen habe wegen des entdeckenden Lernens, des 
starken Lebensweltbezugs und der didaktisch klug
aufgebauten Kapitel. Damit lässt sich einfach gut 
arbeiten. Die Idee, dieses Schulbuch weiterzuent-
wickeln und in die Zukunft zu tragen, fand ich eine 
schöne Herausforderung – vor allem auch in der Zu-
sammenarbeit mit Herrn von Brand.
Tilman von Brand: Ich kann mich da nur anschlie-
ßen: Es handelt sich um ein wirklich gutes, weit ver-
breitetes Schulbuch mit einer handlungs- und pro-
duktionsorientierten Grundausrichtung.

    Mir war wichtig, das entdeckende Lernen wei-
    terzuführen, neue Akzente zu setzen, aber
    gleichzeitig dem Charakter des Werks gerecht
    zu bleiben.
 
Was macht Praxis Sprache aus Ihrer 
Sicht besonders im Vergleich zu 
anderen Lehrwerken im Fach Deutsch?

Tilman von Brand:
Unser Lehrwerk verbindet hand-

lungs- und produktionsorientiertes Lernen mit einem
entdeckenden Zugang. Im Zentrum steht ein viel-
schichtiges Differenzierungskonzept, das über klas-
sische Niveauabstufungen hinausgeht. Was unseren
Ansatz besonders macht: Schülerinnen und Schü-
ler können sich frei und selbstbestimmt auf unter-
schiedlichen Ebenen bewegen, ohne festgelegt oder
„abgestempelt“ zu werden. Auch vermeintlich leis-
tungsschwächere Lernende können in höheren An-
forderungsbereichen erfolgreich arbeiten - nicht
trotz, sondern wegen der durchdachten Aufgaben-
struktur. Unser Ziel ist es, gemeinsames Lernen zu
ermöglichen. Wir versuchen, Lernende an die Hand
zu nehmen und ihnen das Gefühl zu geben, wir ste-
hen an ihrer Seite.
Astrid Müller: Was unser Lehrwerk auszeichnet, ist
ein wirksames Differenzierungskonzept, das bewusst
auf starre Leistungsstufen verzichtet. Aufgaben sind
so gestaltet, dass sie, wo möglich, von selbst diffe-
renzieren, ohne dass Lernende in Kategorien ein-
geordnet werden. Wir verstehen Differenzierung als
Einladung:

    Jeder kann auf seinem eigenen Weg einsteigen
    und sich weiterentwickeln, gerade im Sinne
    inklusiven Lernens.

Darüber hinaus bietet das Lehrwerk entdeckende und
induktive Zugänge, die gemeinsames Lernen fördern.
 
Was ist für Sie das wichtigste Ziel, das ein Deutsch-Schulbuch erfüllen sollte?

Tilman von Brand:
In erster Linie ist mir wichtig,

sowohl Lehrkräfte als auch Lernende anzusprechen.
Was ich reizvoll finde, ist, die Grenzen des Mediums
Schulbuch im Sinne eines guten Deutschunterrichts
auszureizen, weil ein Schulbuch eben nicht alles leis-
ten kann, was guter Deutschunterricht per se leistet.
Entscheidend ist für mich, eine Öffnung zu schaffen.
Weg vom Abarbeiten hin zu Aufgaben, die etwas an-
stoßen, wie zum Beispiel ein Unterrichtsgespräch
oder eine echte Kommunikationssituation. Und zu
guter Letzt geht es mir darum, lebensnahe und inspi-
rierende Lernangebote zu gestalten.
Astrid Müller: Mir geht es darum, dass ein Schul-
buch gute Anlässe zum Lernen schafft - und viel-
leicht sogar dazu anregt, über das hinauszudenken,
was drinsteht. Es soll Neugier wecken, motivieren
und echte Erkenntnisse ermöglichen. Dabei ist es mir
wichtig, dass sowohl sprachliches als auch literari-
sches Können gefördert und durch fundiertes Wissen
ergänzt wird. Abwechslungsreiche Aufgabenformate
und kooperative Lernformen spielen dabei eine zent-
rale Rolle. Gleichzeitig sollen sich Lehrkräfte mit dem
Schulbuch identifizieren können. Es soll sie in ihrer
Unterrichtsgestaltung unterstützen und Ideen liefern.
Ziel ist es, ein Schulbuch zu gestalten, das inspiriert -
im Klassenzimmer und darüber hinaus.
 
Welche Aspekte von Praxis Sprache
würden Sie für Lehrerinnen und
Lehrer und Schülerinnen und Schüler als besonders wertvoll hervorheben?

Tilman von Brand:
Unser Lehrwerk bietet eine klare

und leicht nachvollziehbare Struktur, die Lehrkräf-
ten wie Lernenden Orientierung und Sicherheit gibt.
Von Anfang an wird deutlich, wie man mit dem Buch
arbeitet und wie die einzelnen Elemente zusammen-
wirken. Kern des Konzepts bleibt die flexibel nutz-
bare Differenzierung, die Lernwege eröffnet. Selbst
bei dreifacher Differenzierung bleibt der Austausch
im Klassenverband möglich. Verschiedene Texte oder
Aufgaben führen zu gemeinsamen Gesprächsanläs-
sen. Diese konsequent durchgehaltene Zusammen-
führung ist entscheidend für realitätsnahen Unter-
richt.
Astrid Müller: Praxis Sprache überzeugt durch gut
ausgewählte Texte, klare Aufgabenstellungen und
ein starkes Angebot zur Wortschatzarbeit. Dabei
steht der Austausch über Inhalte, auch bei differen-
zierenden Aufgaben, im Vordergrund. Die Materia-
lien sind so konzipiert, dass sie gemeinsames Lernen
trotz Unterschiedlichkeit ermöglichen. Die Aufgaben
dienen als Impuls und nicht als Endpunkt. Sie regen
Gespräche an, führen in den Unterricht zurück und
eröffnen Wege zur tieferen Auseinandersetzung mit
relevanten Themen.
 
Gibt es eine Aufgabe oder ein Kapitel aus dem Buch, das Ihnen besonders einprägsam oder inspirierend erscheint – und wenn ja, warum?

Astrid Müller:
Ich habe das Hörbuchkapitel be-

sonders gern, weil dieses besonders schön zeigt,
wie Praxis Sprache mit der Medienvielfalt umgeht.
Zudem wurden hier sehr schöne Hörbücher ausge-
wählt, die sowohl den Lehrkräften als auch den Kin-
dern Spaß machen werden. Ich möchte aber nicht
zu viel vorwegnehmen, da ich gerne den Raum öff-
nen möchte, sodass Lehrkräfte und auch Kinder ihr
eigenes Lieblingskapitel oder auch ihre Lieblingsge-
schichte entdecken können.
Tilman von Brand: Ich würde tatsächlich auch ein
Kapitel herausgreifen, und zwar das zum Geschich-
tenschreiben, weil wir hier eine richtige Innovation
im Schulbuch haben. Wir haben das vergleichsweise
neue Konzept des Literarischen Schreibens integ-
riert, mit der Idee, dass man Literatur nicht nur durch
Lesen, sondern auch durch eigenes Schreiben ver-
stehen und lernen kann. Schülerinnen und Schüler
erarbeiten sich einen „Werkzeugkoffer“ des literari-
schen Schreibens, mit dem sie – idealerweise – fle-
xibel umgehen und ihn für eigenes weiteres literari-
sches Schreiben nutzen können.

     So umgesetzt habe ich das bislang in keinem
     anderen Schulbuch gesehen.